4 Teens

 - 01.03.2020 -

 

ADAYA mit neuem Album «New Land»

 

«Musik war schon immer die Sprache des Untegrunds, der Revolution und der Bewegung»

 

Seit dem 14. Februar ist ADAYAs aktuelles, wegweisendes Album «NEW LAND» erhältlich. Nach ihrem viel gelobten Debütalbum «The Other Side» (2017) gibt es nun endlich zehn neue Songs voller zeitgemässem Folk, begleitet von Banjo, Gitarre, Zither, Dudelsack, aber auch Bouzouki, bestehend aus selbstgeschriebenen Lyrics, inspiriert von vielen Reisen oder auch aus den Gedichten von ADAYAs Grossmutter. Im Interview erzählt ADAYA uns mehr über ihren musikalischen Werdegang, ihr aktuelles Album und worauf wir uns in Zukunft noch von ihr freuen dürfen...

 

4-TEENS: Was war bisher die beste Erfahrung, die du in deiner musikalischen Karriere gemacht hast? 

 

ADAYA: Das war bisher das Buskers Festival in Bern. Wir hatten so viel Spass, trafen fantastische Musiker aus aller Welt und durften ein riesiges und vielseitiges Publikum in der wunderschönen Berner Altstadt bespielen.

 

Was erwartet uns auf deinem Album?

 

Eine Art Schatzkarte, die dem Zuhörer Kraft und Hoffnung geben soll, egal in welcher Situation.

 

Wie würdest du «New Land» mit ein paar wenigen Worten zusammenfassen?

 

Ich nenne es Folk der Neuzeit, ich vertone den Moment.

 

Welcher Song auf dem Album bedeutet dir besonders viel?

 

«It’s alright» hat für mich eine der wichtigsten Messages: Dunkle Gefühle sind nicht erlaubt.

Eine schwierige Zeit durchzumachen hat keinen Platz in unserer Gesellschaft. Wir werden verurteilt oder sogar ausgegrenzt. Doch wir alle haben diese Gefühle in uns, sie sind Teil der Menschlichkeit und müssen Raum bekommen. Wie eine Pflanze Wasser braucht, benötigt der Mensch Nostalgie und es ist völlig in Ordnung, diese auszuleben.

 

An welchem Song musstest du besonders lange arbeiten, bis du damit zufrieden warst?

 

Beim Song «Gypsy Line», welcher übrigens eine Vertonung von einem der Gedichte meiner Grossmutter ist, war ich 14 Jahre alt, als ich anfing, daran zu arbeiten. Jedoch war ich nicht ganz zufrieden und es hat wirklich Jahre gedauert, bis der Song genau so wurde, wie er jetzt ist!

 

Was ist, sozusagen, die Moral von deinem Album?

 

Wir sollen zusammenhalten, denn nur zusammen sind wir stark. Krieg und Rassismus bringen nichts.

Ich reise viel, treffe tonnenweise Menschen und höre deren vielseitigen Lebensgeschichten. Hier und da schreibe ich über solche Geschichten, aber natürlich texte ich auch viel, um Ereignisse, die ich selbst erlebt habe, zu verarbeiten.

 

Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte?

 

Ich reise viel, treffe tonnenweise Menschen und höre deren vielseitigen Lebensgeschichten. Hie und da schreibe ich über solche Geschichten, aber natürlich texte ich auch viel, um Ereignisse, die ich selbst erlebt habe, zu verarbeiten.

 

Im Song «No Countries» geht es darum, dass wir alle gleich sind. Inwiefern kann Musik dazu beitragen, dieses Denken in die Welt zu tragen?

 

Musik war schon immer die Sprache des Untergrunds, der Revolution und der Bewegung. Ich glaube immer noch daran. 

 

Warum hast du «Little Bird» als letzten Song auf dem Album gewählt?

 

«Little Bird» ist zum Träumen... Ich stelle mir vor, wie man sich beim letzten Song in einen kleinen Vogel verwandelt und raus in die weite Welt fliegt.

 

Auf was dürfen wir uns in Zukunft von dir freuen?

 

Ich habe schon genug Songs für zwei weitere Alben auf Lager... Der nächste Release wird also nicht lange auf sich warten lassen!

 

Was hat dich damals dazu bewogen, selbst Musik zu machen?

 

Ich hatte eine schwere Jugend und kam mit unserem System überhaupt nicht klar. Mir ging es wirklich schlecht und das Einzige, das mir wirklich Kraft gab, war die Musik. Da habe ich mir geschworen, eines Tages auch Musik zu machen, die den Zuhörer motivieren soll, einfach weiterzumachen – egal, wie kompliziert es ist.

 

Möchtest du unseren Lesern noch etwas mitteilen?

 

Folgt euren Herzen, es gibt keine Grenzen und wirklich nichts zu verlieren!

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Bieler Tagblatt

- 19.02.2020 -

 

Sie spielte auch schon bei minus 15 Grad.

 

Ins Die Musikerin Adaya tauft am Samstag mit ihrer neuen Band ihr zweites Album «New Land». Dafür hat die Inserin nebst eigenen Texten drei Gedichte ihrer Grossmutter vertont – einer Nomadin und Heilerin.

 

Mit elf Jahren begann sie Lieder zu schreiben. Adaya, mit vollem Namen Adaya Lancha Bairacli, ist Musikerin. Unterdessen spielt sie 13 Instrumente. Mit 19 beschloss sie, alles auf eine Karte zu setzen und ihr Leben der Musik zu wid- men. Anstelle einer klassischen Ausbildung an der Musikhochschule tourte sie als Strassenmusi- kerin durch Europa, spielte überall und unter jeglichen Bedingungen.

Die Stilrichtung ihrer Musik ordnet Adaya dem Folk zu. Ihr gefällt die Bezeichnung, weil sie alles offen lasse. Eine Mischung aus Indie, keltischen Klängen, orientalisch angehaucht. Sie be- gleitet sich immer selbst mit Gitarre, Banjo oder Halszither. An der Taufe des Albums «New Land» am Samstag in der Kulturspinnerei in Bern werde sie erstmals mit ihrer neuen Band auftreten. «Ich bin sehr stolz auf diese Band, es sind Hammermusiker», sagt sie. Zwischen Songs mit der Band finden sich Solostücke mit nur einer zusätzlichen Begleitung, zum Beispiel Cello oder Geige.

Inspiration für die Musik sei ihre Kindheit in Griechenland: die Volksmusik, die dort Teil des täglichen Lebens war, ihr Vater, der abends auf der Gitarre Songs von Bob Dylan spielte.

 

Ein Leben als Nomadin

Ihre Grossmutter Juliette de Baïracli Levy war eine bekannte Kräuterheilerin, welche ihr Leben als Reisende, als Nomadin verbrachte, Gedichte und Bücher schrieb. Die letzten Lebensjahre, bevor sie 2009 im Alter von 96 Jahren starb, habe sie im Emmental mit Adaya und ihrer Mutter gewohnt. Drei Gedichte ihrer Grossmutter finden sich vertont auf dem neuen Album.

Adaya beschreibt ihre Grossmutter als unabhängige Denkerin. Sie habe einen starken Einfluss auf sie gehabt. Wie ihre Grossmutter fühlt auch Adaya eine grosse Verbundenheit mit der Natur, schreibt Gedichte und führte eine Zeit lang das Leben einer Nomadin. Damals habe sie keine Angst gekannt: Adaya erzählt, wie sie in der Türkei zwischen die Fronten von Polizei und Regimekritikern geriet; wie sie in Ägypten ein Musikvideo drehte, bei dem sie von den Mücken fast aufgefressen wurde. Und: «Einmal spielte ich in Bern unter den Lauben, da war es minus 15 Grad.»

 

Musik als Lebensretter

Mit 22 wurde Adaya Mutter. Zuerst habe sie versucht, trotz Kind das Leben weiterzuleben, das sie damals gelebt habe. Mit dem Baby sei sie als Strassenmusikerin aber nicht gut angekommen. Die Leute hätten sie schief angeschaut, obwohl der Kleine warm eingepackt im Kinderwagen schlief. Sie beschloss, mit ihrem Sohn sesshaft zu werden. Damit wurde sie vom Sozialamt abhängig, was ihr sehr schwergefallen sei. Musik habe sie am Leben erhalten. «Es gibt Songs, die dir einen Grund geben, weiterzumachen. Das möchte ich mit meiner Musik auch erreichen.» Heute nimmt sie jeden Auftrag an, den die kriegen kann. Ihr Ziel ist es, so bald als möglich finanziell auf eigenen Beinen zu stehen.

 

«Es gibt Songs, die dir einen Grund geben, weiterzumachen, wenn es schwer ist. Das möchte ich mit meiner Musik erreichen.»

Adaya Lancha Bairacli

 

Adaya ist Schweizerin und Jüdin mit spanischen, ägyptischen, türkischen und deutschen Wurzeln. Sie wirkt zart und elfenhaft, schwarzes Haar umrahmt ihr Gesicht, das von dunklen Augen dominiert wird. Wenn sie singt, klingt ihre Stimme tief und weich. Sehnsüchtig. Die Schlagzeugerin Corinne Windler aus Nidau, die seit 2017 zu Adayas Band gehört, ist beeindruckt von ihrer Eigenständigkeit und Glaubwürdigkeit.

«Adaya hat für mich das gewisse Etwas, den ‹X Faktor›, der einen Star ausmacht», sagt Windler.

Ihr eigenständiger Stil findet sich bereits auf dem Debütalbum «The Other Side». Im zweiten Album sind Adayas Persönlichkeit und ihre Eigenwilligkeit noch mehr zu spüren (siehe Nachgefragt).

 

Ein Zuhause im Schlössli 

In der Wohnung im Schlössli in Ins, die sie mit einem Künstler

teilt, fühlt sie sich wohl. Der Ort hat eine ebenso wechselvolle Geschichte wie Adaya selbst. Nach der Schliessung des anthroposophischen Schulheims stand das Areal leer. Dann zog eine Wohngemeinschaft mit Theaterleuten ein. Heute sind um die 30 Projekte und Gruppen in den Gebäuden der Stiftung beheimatet. In einem ehemaligen Schulzimmer hat Adaya mithilfe ihres Vaters eine Wohnung eingebaut. Ziel der Bewohner vom Schlössli sei es, den Ort für das Dorf zu öffnen, sich zu vernetzen.

Im Garten steht ein alter Wohnwagen, den Adaya als Geschenk bei einem Auftritt bekommen hat, und in dem sie seither Menschen, die gerade keine Bleibe haben, wohnen lässt. Im Lied «No Countries» ist davon die Rede: Die Menschen sollen zusammenhalten. Ohne Grenzen aufgrund von Religion oder Herkunft.

Adaya lebt im Schlössli in Ins. Sesshaft wurde die 27-Jährige erst nach der Geburt ihres Sohnes. 

 

Nachgefragt

 

«Ich mache, was ich will»

 

Adaya spricht darüber, wie sich mit ihrem neuen Album der Stil ihrer Musik gefestigt hat. Und wie sie im Winter 2018 beinahe aufgegeben hätte.

 

Adaya, am Samstag ist die Plat- tentaufe für Ihr neues Album «New Land». Wie ist es entstanden?

 

Adaya:  

Eine lustige Geschichte: Es war im Dezember 2018 und mir ging es nicht gut. Für Musiker ist es normal, dass es im Winter meist weniger gut läuft. Aber zu dieser Zeit hatte ich mich deshalb schon halb aufgegeben. Doch dann kam der Anruf eines Bookers, der mit mir zusammenarbeiten wollte. Das hat mir einen Push gegeben. Wir verabredeten uns und er fragte mich: «Wann können wir ein Album herausgeben?» Ich antwortete: «In einem Jahr».

 

Wie haben Sie das innerhalb eines Jahres geschafft?

 

Die Songs hatte ich grösstenteils schon. 2019 habe ich dann das ganze Jahr daran gearbeitet: Mu- siker gesucht, aufgenommen, editiert. Ich hatte eine mega Vi- sion, wie ich es will. Ich wusste genau, in welchem Lied was kommt. Das hat geholfen.

 

Nun liegt das Album auf dem Tisch. Wie würden Sie es be- schreiben?

 

Das Ergebnis ist genau das, was ich zeigen möchte mit meiner Musik. Das Debütalbum war ein Testlauf, mit dem bin ich auch zufrieden, wir hatten viele tolle Musiker. Aber im Vergleich dazu ist das neue Album glasklar.

Das hört man auch.

 

Was haben Sie gemacht, dass es so glasklar wurde?

 

Ich habe fremde Einflüsse abgeschüttelt. Dafür musste ich mich auch von Bandmitgliedern verabschieden. Nun stehe ich auf eigenen Beinen und mache, was ich will, ohne Kompromisse.

 

Was hat Sie dazu gebracht, so stark auf sich selbst zu vertrauen?

 

Die Erlebnisse, die ich in meinem Leben hatte. Ich war an einem Punkt, an dem ich sagte: Es reicht. Jetzt mache ich mein Ding. Das Album ist ein Meilenstein in meiner persönlichen Entwicklung.

 

Was wollen Sie mit Ihrer Musik erreichen?

 

Meine Musik soll wie eine Schatzkarte für das Leben sein. Meine Texte haben meist tiefe Hintergründe. Obwohl sie vom alltäglichen Leben handeln, da- von, was jeder Mensch erlebt. Gute und schlechte Sachen. Das Leben halt.

 

Können Sie ein Beispiel geben?

 

Es geht darum, in die Emotionen einzutauchen. Aber sich davon nicht ersticken zu lassen. Wie die Blumen den Regen brauchen, brauchen wir die schweren Zeiten, um zu wachsen. Einer meiner Lieblingssongs des neuen Albums heisst «It’s Alright», es ist okay. Der Song kommt demnächst auch als Radio-Edition heraus.

 

Wie geht es nach der Album-taufe weiter?

 

Dieses Jahr arbeiten wir mit meiner Agentur daran, in der ganzen Schweiz aufzutreten. Ganz sicher werden wir auch in Biel zu sehen sein.

 

Interview: Nandita Boger

 

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Berner Zeitung

- 19.02.2020 -

 

Adaya lebt vom Mittelalter

 

Folk Die Bernerin spielt Dudelsack und Harfe. Seit zehn Jahren setzt die 27-Jährige auf die Musik. Die Mittelalterszene sichert ihr das Überleben.

 

Adaya Lancha Bairacli steht in der Berner Altstadt und ist erkäl- tet. Am Wochenende zuvor war sie in Deutschland unterwegs, sie begleitete mit Banjo und Gitarre ein Karussell, von morgens bis abends, eine strenge Arbeit. Dank solcher Aufträge kann die Bernerin von der Musik leben. Und auch dank der zahlreichen Mittelaltermärkte im deutschsprachigen Raum. Auf ihnen spielt sie mit der Mittelalterband Kel Amrûn. Solche Bands sind sehr gesucht, weil es nur wenige davon gibt. Zum Glück findet Adaya, wie sie sich als Künstlerin nennt, zwischendurch auch noch Zeit für ihr eigenes Projekt. Soeben hat sie ihr Soloalbum veröffent- licht. «New Land» ist ein Bijou. Eindringlich, sphärisch, Folk mit einem leicht keltischen Einschlag und untermalt von einer warmen Stimme.

 

Um dieser Stimme etwas Gutes zu tun, trinkt Adaya jetzt Pfefferminztee in kleinen Schlucken. Seit zehn Jahren setzt sie ganz auf die Musik, dabei ist sie erst 27 Jahre alt. Den Ausschlag gab damals eine Reise. «Ich war ohne Geld nach Irland gereist, machte mit der Gitarre Strassenmusik und merkte: Davon könnte ich ja leben!» Irgendwo in einem Dorf an der Westküste hörte ihr ein alter Mann zu. «Er ist mir auf der Strasse nachgelaufen, erst dachte ich, was will der Kerl? Dann hat er mich auf einen Tee eingeladen und gefragt, ob ich mal mit ihm auf der Bühne spielen würde.» Und er riet der jungen Frau, sie solle anfangen zu rauchen. «Das sei gut für mich, gut für die Atmung.» Erst im Nachhinein realisierte Adaya, mit wem sie es zu tun gehabt hatte. Es war Willie Nelson, der bekannte amerikanische Countrysänger. Sie hat sich nie bei ihm gemeldet, doch den Zettel mit seiner Nummer hat sie aufgehoben. Und den Tipp mit der Atmung befolgt sie seither, raucht zwischendurch. «Die Bauchatmung ist wichtig.»

 

Zurück in der Schweiz brach sie die Lehre als Sattlerin ab, setzte ganz auf die Musik. Da spielte sie schon Gitarre und Banjo, später brachte sie sich selbst noch Harfe und Dudelsack bei. Momentan lernt sie im Eigenstudium Lyra, das antike griechische Zupfinstrument. Adaya ist eigensinnig. Kompromisslos. Fern von allen Konventionen.

«Meine Mutter sagt oft, ich sei wie ihre eigene Mutter», erzählt Adaya. Adaya ist in Hasle im Emmental aufgewachsen, sie stammt aber aus einer internationalen Familie. Der Vater ist Deutscher, die Mutter hat einen spanischen Vater, den sie fast nie sah, und eine britische Mutter, die mit ihren Kindern in der Welt herumzog, nie sesshaft wurde. Juliette de Bairacli Levy heisst Adayas Grossmutter. Sie hat im englischsprachigen Raum vielbeachtete Bücher über ganzheitliche Veterinärmedizin und Kräutermedizin veröffentlicht. Die Grossmutter stammte aus einer reichen Familie, wollte aber nicht studieren, stattdessen zog sie mit Beduinen herum, lebte in Israel, in Mexiko, in Griechenland, war alleinerziehend und besass Hunde und Eulen. Erst im hohen Alter zog sie zu Adayas Familie nach Hasle. «Von ihr habe

ich die Art übernommen, mit dem Leben umzugehen: Kom- promisslos, einfach raus in die Welt.»

 

«Es gibt nur die Musik»

 

Adaya ist zwar sesshaft, ansonsten ist ihr Alltag aber weit weg von dem der meisten hierzulande. Sie lebt mit ihrem kleinen Sohn in einer grossen Künstler- WG in Ins, tagsüber betreut sie ihn, abends schreibt sie Songs, am Wochenende tritt sie auf. Oft auch im Ausland, im April wird sie eine Tour in Italien machen, auch in Istanbul hat sie regelmässige Auftritte. «Ich habe gar keine Wahl, es gibt nur die Musik, ich habe ja sonst keine Ausbildung», sagt Adaya. Wobei sie sich auch nichts anderes vorstellen könnte. Als Kind spielte sie Blockflöte, Keyboard und Gitar- re. «Ich schrieb schon mit elf Jahren ähnliche Lieder, wie ich sie heute schreibe.» Es war schon immer Folk mit einem orientalischen und griechischen Einschlag, Musik aus aller Welt, die sie zu Hause kennen lernte. Die Familiensprache war Englisch, Adaya sang immer in Englisch. Auch mit ihrem vierjährigen Sohn spricht sie Englisch.

 

Leise Töne sind es, die Adaya in die Welt bringt, sie sind auf eine angenehme Weise aus der Zeit gefallen. Da hört man Banjo, Mundharmonika, Dudelsack. «Natürlich, das ist eine Sehnsucht», sagt sie, «ich würde am liebsten im Wald leben, mit Feuerholz und Kerzenlicht.» Das hört man der Musik an. Und dieses Gefühl möchte Adaya auch weitergeben. «In der Hoffnung, dass die Leute das echte Leben wieder spüren.»

 


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Berner Zeitung - Adaya lebt im Mittelalter
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Rockette

- 17.02.2020 -

 

MYSTISCHE PERLE

 

Ich weiss, ich bin leicht zu begeistern. Ich finde Menschen schnell super, mache jeden Scheiss mit und lasse mich so ziemlich überallhin mitschleppen. Aber ich weiss auch, wenn etwas wirklich wirklich überdurchschnittlich gut ist. So wie „New Land“, das neue Album der Berner Musikerin Adaya.

 

Ich kann mir auf Anhieb einige Bekannte vorstellen, deren Sache diese Mischung aus keltischer Musik, Folk mit sowohl englischem wie amerikanischem Touch beim ersten Hinhören nicht ist. Zu fremd vielleicht, zu gipsy, Neuland eben, obwohl Adaya altbekannte musikalische Traditionen und Instrumente in ihren Sound einfliessen lässt.

 

Fair enough. Auf mich wirkt Adayas zweites Album aber eher wie eine natürliche Erfrischung. Und wem das zu kühl klingt: wie eine vertonte Umarmung. Warm, weich, zum Reinliegen. Ausserdem liegt „New Land“ alles andere als quer in der Pop-Landschaft, kommt also weder aus einer anderen Zeit noch einer fernen Welt. Hört euch mal „It’s Alright“ an, oder „Little Bird“. Diese Nummern sind weniger explizit mystisch als andere und für die Allgemeinheit somit sicherlich wohliger, vertrauter. Ob spontan verliebt oder vorsichtig herantastend – ich rate euch, lasst euch auf dieses Album ein. Es ist eine Perle.

 

Übrigens: Adaya hatte die coolste Grossmutter ever – die englische Kräuterfrau Juliette de Bai͏̈racli Levy (hier gehts zum Dokumentarfilm über sie). Sie war bis zu ihrem 90. Lebensjahr auf Achse, liebte Tiere, Menschen und die Natur und schrieb Bücher wie „Das Kräuterhandbuch für Hund und Katze“ oder „Besser rauchen ohne Tabak“. Und sie schrieb Gedichte, drei davon („War Blinded“, „Gipsy Line“ und „Sea Fever“) haben es in Form von Songs auf Adayas Album geschafft. Und sie fassen das zusammen, was die Songwriterin den Menschen weitergeben möchte: bekriegt euch nicht, denn wir sitzen alle im gleichen Boot.



Schweizer Blick

- 11.02.2020 -

 

Zwischen Tradition und Modernität: Adaya veröffentlicht «New Land»

 

Ein Album aufzunehmen, ist für die in Ins wohnhafte Musikerin Adaya wie ein magischer Prozess. «New Land», das neue Soloalbum der Folk-Musikerin, das am Freitag erscheint, klingt denn auch genau so: wie ein Zauber über Wüsten, Städte, Felder und Wälder.

 

Von der Musik leben zu können, ist der meistgenannte Wunschtraum in Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern. Einfach Songs zu schreiben, unterwegs zu sein, den Brotjob aufzugeben und sich und die Kinder trotzdem durchbringen zu können. Also eigentlich genau das zu tun, was die in Ins wohnhafte Songschreiberin und Multiinstrumentalistin Adaya schon immer getan hat.

 

Die heute 27-Jährige ist in eine unkonventionelle Familie mit multikulturellem Hintergrund hineingeboren worden. Ihre Grossmutter war die berühmte englische Kräuterkennerin, Heilpraktikerin und Autorin Juliette de Baïracli Levy, die erst auf der ganzen Welt und zuletzt in Burgdorf lebte. Ihre Mutter hatte, bis sie 18 Jahre alt war, keine Nationalität, ihr Vater ist Deutscher, und Adaya selber wuchs abwechselnd in Griechenland und in einem Haus im Wald bei Hasle-Rüegsau auf. Eine Ausbildung machte sie nie.

Schliesslich hatte Adaya ihren Werdegang schon als Kind definiert und vorgespurt. Mit 11 Jahren schrieb sie ihren ersten Song, ein Gedicht ihrer Grossmutter ("Gipsy Line"), das sie mit 14 Jahren vertonte und an deren Sterbebett spielte, schaffte es auf ihr neues Album «New Land". Als 17-jährige gründete die Musikerin ihre erste Mittelalterband, und das Singen sowie Instrumente wie Dudelsack, Harfe, Flöte, Banjo oder Gitarre brachte sie sich fortlaufend selber bei. Seit zehn Jahren mache sie nichts anderes als «spielen, spielen, spielen», als Strassenmusikerin, Solokünstlerin oder mit Band, erzählte die Künstlerin bei einem Treffen mit Keystone-SDA.

Und dass sie von ihrem Einkommen leben kann, verdankt die alleinerziehende Mutter eines kleinen Sohnes ihrem bescheidenen Lebensstil. Und der Tatsache, dass sie ebenso gerne mit der Harfe im teuersten Restaurant Genfs spielt, wie sie mit der Gitarre an Hochzeiten oder Kindergeburtstagen auftritt, auf Bühnen oder auf öffentlichen Plätzen und wenn nötig sogar bei minus zehn Grad. So lange sie spielen könne, stelle sie keine Bedingungen, so Adaya - «nur ohne Musik werde ich depressiv".

 

Mit «New Land» veröffentlicht die Musikerin, deren Songs irgendwo zwischen Wüstenfolk, Countryballade und keltischer Volksmusik anzusiedeln sind, ein Stück Magie. So zumindest komme es ihr vor, wenn sie ein Album produziere - wie etwas, das auf eine Weise aus ihr herauskommt, wie man sie eben nicht beschreiben kann. Bei ihrem neusten Werk hat ihr die Zauberei sogar direkt in die Hände gespielt. «Es ist wirklich haargenau so geworden, wie ich es mir gewünscht habe.» Nicht so, wie ihr Erstling «The Other Side», der eher «ein Jam» gewesen sei.

 

Neben der natürlichen Schönheit, die Adayas Musik ausstrahlt, ist ihr aber auch die von ihr bewusst platzierte Message wichtig. «Ich will nicht nur persönliche Geschichten verarbeiten.», sagt sie. «Vielmehr will ich den Menschen sagen: wacht auf, wir gehören doch alle zusammen.» Sie habe auf ihren Reisen in die Türkei oder immer wieder nach Israel so vieles erlebt, so viele religionsbedingte Konflikte gesehen. «Solche Kriege bringen nichts.» Zentral sind in diesem Zusammenhang die drei vertonten Gedichte ihrer Grossmutter ("Gipsy Line», «Sea Fever» und «War Blinded") sowie ihr Song «No Countries".

«New Land» ist ein aussergewöhnliches Album. Es vereint die Mystik der Natur, Wild-West-Atmosphäre, Gipsy-Kultur sowie zeitlose humanistische Grundwerte mit einer fast unbeschreiblichen Modernität. Adaya ist nicht festgefahren in ihrer Vorliebe für alte musikalische Traditionen, das zeigt etwa die populärste Nummer auf dem Album, «It's Alright". Und sie schafft es, trotz der vielen hörbaren Anleihen an die Kultur der Fahrenden eine Stimmung zu erzeugen, die dann doch eher an einen lauschigen Club in einer Grossstadt als an ein Lagerfeuer erinnert.



Loop Magazin

- 01.02.2020 -

 

"Das ist ein Album für Albert", denke Ich, als Ich "New Land" von Adaya höre. Mein ehemaliger Arbeitskollege konnte tagelang dieselbe orientalisch angehauchte Platte rauf und runter hören. Oder dann Frank Zappa. Aber mit dem hat Adaya wenig zu tun. Viel eher stammt "New Land" aus der Ecke von Mich Gerber. Adaya ist zwar auch Bernerin, aber an ihrer Musik ist, ausser vielleicht der Melancholie und der Fernweh erzeugenden Musik, nichts Bernerisches. Adayas Gesang erinnert in der Phrasierung an Bajka, die auch Mich Gerbers "Wander" mitgewirkt hat. Und bei "Old Ways" in "New Land" keimen beim Zuhörer Erinnerungen an die längst verblichenen Jellyfisch Kiss und ihr Album "Luna Hotel" auf. Trotz dieser Quervergleiche: Adaya hat ihren eigenen Stil, es sind Timbre und Farben, die die Reminiszenzen wecken. Klangfarben, erzeugt durch Instrumente wie Banjo, Zither, Nickelharpa oder Dudelsack. Aber auch die altvertraute Gitarre darf nicht fehlen. "New Land" wird Ende Februar getauft. Ich bin mir sicher, Albert würde hingehen - und danach tagelang das Album in der Endlosschlaufe hören. 



Buskers Bern

- 01.09.2017 -

 

Einer meiner ersten Acts war auch gleich einer der besten: Adaya. Die Musik, die Arrangements, die Outfits, ihre Präsenz: Alles passte wunderschön zusammen, einfach grossartig.



Folk Radio U.K.

- 14.03.2017 -

 

On ‘The Other Side,’ Adaya successfully reimagines folk music through the bright window of intelligent songcraft and genuinely experimental arrangements. It is an intensely varied and often mesmerising release from a unique voice.

 

‘In Switzerland, they had brotherly love, five hundred years of democracy and peace. And what did they produce? The cuckoo clock.’ So said Graham Greene, who moved to the shores of Lake Geneva to live out the last years of his life. And the country has been haunted by that reputation ever since. It is the place of cowbells and sterile bureaucracy where people go to die. It is not a place where things are created, but where they end. Certainly not a hotbed of mind-frazzling psychedelic folk music. Well, the new album from Swiss-based songwriter Adaya looks set to put that admittedly dubious theory to the sword.

 

Of course, if you dig a little deeper, Switzerland has had its fair share of culturally historical moments. The Dada movement, which revolutionised modern art, was born in Zurich’s Cabaret Voltaire in 1916. And indeed there is something Dadaesque in the approach of Adaya Lancha Bairacli and her band. It’s all down to the group’s internationalism, its inclusivity, its willingness to appropriate divergent cultural reference points. Adaya, who sings, writes, and plays all manner of instruments, is joined by a motley cast of sidekicks including Aaron Goldsmith (responsible for all kinds of bass, from the guitarron to the sitar bass via the bass harmonica) and American electric guitar ace Buck Curran, on whose label Obsolete Recordings The Other Side is released.

 

The album springs into life in a literal way with I Am Born, a mission statement of free-spiritedness and inquisitiveness built on a banjo backdrop straight out of Appalachia. But this is no simple slice of Americana. Counter-currents of sitar and violin meet in a whirlpool of influences, and Frederik Rechsteiner’s drums underpin the maximalist folk-rock clatter. Human Race is even more kinetic, the drums a swift shuffle and the wordless group vocal of the chorus a quick reminder of the diversity and democracy of the group. Once again the violin plays a major part, this time trading places with the restrained electric guitar, and there is the added spice of trumpet, lending an almost mariachi feeling to the instrumental section it graces.

 

Train To Nowhere slows it down and ups the atmosphere, giving more space to Adaya’s accomplished singing, which is not folky in the traditional sense. Rather her singing comes across as a beguiling mix of expressive country-soul and breathy jazz singer. Take away the folk instrumentation, squint a bit, and you can even hear traces of trip-hop in the controlled emotion of her voice. Time Not Long Ago is more explicitly trippy: celtic festival-folk, steeped in the sound of bouzouki and the smell of incense. Ghost is even stranger, and more impressive, like a spooked Balkan Cabaret, a singing saw wailing over the top like the spectre of the song’s title.

 

The band’s debt to the Celtic folk-rock of bands like Mellow Candle is made explicit in songs like Irish Sea, a bustling singalong and a paean to the travelling life of a folk musician. Galway Riverexplores the theme at greater length, a romantic narrative celebrating the busking life. But as is often the case in folk music there is a bittersweet twist to the song, an element of darkness and mystery. This sense of mystery, in fact, pervades the entire album, even at its most optimistic moments, of which there are many. As a result, the songs are romantic and winsome without ever being overblown or saccharine.

 

That darkness and mystery reaches its zenith on Werewolf, which begins with a spare banjo, but becomes a full-band meditation on power and femininity, like a Stevie Nicks ballad performed by Laura Marling, and Curran’s ambient stabs of guitar bring in yet another dimension. Story Of A Dream keeps the strangeness up, passing by on a buzzing drone (presumably played on the shrutibox), like an Indian raga, which allows the full expressive power of Adaya’s voice to reveal itself. Instrumental Moon And The Sun once again sees Curran’s stretched out guitar notes to the fore, a counterpoint to the melodic bouzouki. Moon And The Sun acts as a kind of gentle introduction to the powerful, rhythmically driving percussive stomp of The Eclipse. Circular patterns of guitar and violin are woven in and out of the song with enviable dexterity, while the drums pound and splash. This is a decidedly modern and unusual take on the well-worn genre of psych folk.

 

Musically, Follow Me takes inspiration once again from Irish folk, particularly Johnny Moynihan’s groundbreaking work with Sweeney’s Men. But any influences here are only ever starting points from which new ideas can be explored, in this particular case with unflappable percussion and singing that is both persuasive and ethereal. But the album’s real surprise is its final track, Avalon, a slowly unfolding, meditative piece played by Adaya on piano, with the singing saw once again making its incomparable spooky sounds over the top of proceedings. The notion of folk music is pushed to an almost invisible distance here. Instead, the probing, pretty piano sounds almost improvisational, like Chopin if he had known about jazz, riffing off the nature of loss and legend. ‘Enchanting’ is an overused word, so much so that it has lost much of its meaning, but Avalon is a truly enchanting musical creation, a beguiling and dreamlike mix of almost primitive innocence and sophisticated musicianship. It flickers and wavers in the mind’s ear long after its last bars have faded out.

 

The Other Side’s title speaks of journeys, of transcendence, of being able to see the world from different perspectives, and even of the mystery of the afterlife. All of these themes are explored on an album that successfully reimagines folk music through the bright window of intelligent songcraft and genuinely experimental arrangements. Adaya courts her influences gleefully, but her wanderlust is such that she never hangs around long enough to see them become sterile. The album is essentially about moving forward, both personally and musically. It is an intensely varied and often mesmerising release from a unique voice.